Ich versuche mir hier ja die amerikanische Dröhnung zu geben, mich dabei aber möglichst unter den gemeinen Einheimischen zu mischen. Deshalb habe ich die Wahlnacht zum Beispiel in Queens verbracht und nicht wie die Touris oder Demokraten am Time Square.
Deshalb habe ich mich heute auch für meinen ersten "richtigen" Super Bowl auch in eine möglichst normale Umgebung für Sportübertragungen begeben.
Circa 15 Minuten vor dem Kickoff kam ich in der überwiegend von vegetarisch lebenden Lesben besuchten Hausparty an. Es hieß, dass dieser Superbowl (Pittsburgh Steelers vs. Arizona Cardinals) der langweiligste aller Zeiten werden könnte, da die Steelers sowas von haushohen Favoriten waren. Die Cardinals haben noch nie den Superbowl gewonnen und hatten bis zu dieser Saison seit zehn Jahren kein Playoff-Match mehr gewonnen. Und überhaupt sind sie nur in die Playoffs eingezogen, da sie in einer echt schlechten Division spielen.
Es war natürlich klar, dass ich die Cardinals unterstützen würde, zumal sie in rot spielen. Und ich unterstütze doch immer die roten underdogs (den FCK, die SPD...).
Nachdem zuerst, "God bless America", dann das "Star spangled Banner" gespielt wurde und der heldenhafte Flug-Kapitän ausgezeichnet wurde, der es doch tatsächlich fertig gebracht hat bei der Ausübung seines Berufs nicht die Passagiere und komplette Besatzung des Flugzeugs umzubringen (ja, genau der), ging es auch schon los. Die 6 Stunden pre-game hab ich ja mal geflissentlich ausgelassen.
Das Spiel selbst plätscherte erstmal so vor sich hin, aber immerhin floß das Bier und die Nachos mit Dip. Immerhin wurde ich Zeuge des längsten Rushes der Super Bowl Geschichte. 100 Yards, eigentlich gehts kaum länger. Der Ball wurde direkt von der Endzone abgefangen und dann bis in die gegnerische Endzone getragen. Pittsburgh wurde seiner Favoritenrolle erstmal gerecht und führte souverän.
Das tolle an amerikanischen Sportübertragungen sind ja die Statistiken. Diese sind auch wohl der einzige Grund, weshalb Baseball so beliebt ist, es lässt sich eben alles in Zahlen fassen. Nachdem ich also erfahren habe, dass wenn die Tante des Defensiv-Coaches des NFC-Champions im Stadion anwesend ist, der AFC-Champion zu 80% der Fälle gewinnt und der NFC-Champion seit 18 Jahren den Münzwurf gewonnen hat, ging es auch schon in die Halbzeitshow.
Seit der wardrobe malfunction wird im amerikanischen Fernsehen ja vorsichtig ausgewählt, wer da auftreten darf. Bruce Springsteen schien natürlich für jeden patriotischen Amerikaner ungefährlich. Nur rutschte der Her Springsteen in senilem Übermut auf den Knien über die Bühne und überschätzte den Widerstand der Bühnenoberfläche und rauschte mit vollem Schwung mit seinem Schritt genau in eine Kamera, die dies natürlich live in ca. 1 Milliarde Haushalte übertrug. Er nahm es mit Humor, aber der Kameramann wird wohl einige Zeit gebraucht haben um den Penisabdruck (dieses Wort wollte ich immer schonmal tippen) von der Linse zu wischen.
Die zweite Hälfte ging genauso weiter, wie die erste aufgehört hat, mit Arizona in permanenter Defensive. Am aufregendsten sind ja eh die Werbespots, die ja zum Superbowl ungefähr soviel kosten wie das Bruttoinlandsprodukt von Schwarzafrika. Immerhin bekommt man hier hervorragende Werbespots geboten, die wohl ungefähr das Budget eines gewöhnlichen deutschen Kinofilms haben. Und in 30 Sekunden doppelt so viele Lacher erzeugen, wie Bully und Mario Barth in ihren beiden Leben (buddhistische Wiedergeburten eingerechnet) zusammen.
10 Minuten vor Schluss, die Cardinals lagen mit 13 Punkten zurück. Dann durfte ich das größte Comeback der Super Bowl Geschichte erleben und durch einen "safety" und zwei Touchdowns lagen eine Minute vor Schluss die Cardinals plötzlich mit 3 Punkten vorne. Letzten Endes schafften die Steelers dann noch einen Touchdown 30 Sekunden vor Schluss und gewannen dann doch noch.
Sowas hasse ich ja. So ein bißchen wie als bayern gegen Burghausen im Elfmeterschießen dann doch noch gewonnen hat. Eigentlich gewinnt ja keiner. Die Favoriten wurden ihrer Rolle nicht wirklich gerecht und die Außenseiter stehen am Ende doch mit leeren Händen da. der Favorit hat gefälligst deutlich zu gewinnen oder überraschend zu verlieren, aber so ein knapper Sieg stellt doch niemanden wirklich zufrieden.
Insgesamt kann ich wohl mit dem Spiel zufrieden sein und ich muss zugeben, das es spannend war. Vielelicht bin ich auch einfach nur durch meine 2 Baseballspielbesuche nichts mehr gewohnt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
wie? du untersstützt den fck? oder meintest du kfc? das ist ja so ähnlich und auch rot.
Kommentar veröffentlichen