Samstag, 18. Oktober 2008

Die beste "Mitte" der Welt?

Der Profi-Fußball kommt ja durchaus manchmal seiner sozialen Funktion nach. Beim Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Rot-Weiß Ahlen bekam die "Fanregion Südpfalz" den diesjährigen Preis für das beste, meiste und tollste soziale Engagement verliehen. Die Fanclubs dieser Region sammelten für den nach einem Unfall einseitig amputierten Tobias Stritzinger bei verschiedenen Quellen Geld. So weit so gut und richtig.
Aber auf der FCK-Website werden eben auch die Quellen genannt (nachzulesen hier).
Und da steht doch tatsächlich, dass mit Hilfe des Fanbeirats, des "Ärzte"-Fanclubs oder der Jungen Union der Betrag zur Unterstützung aufgestellt werden konnte.
Ob Die Ärzte jetzt noch so richtig als Punks gelten, wenn ein unbeholfener Journalist ihre Fans nicht mehr von der JU unterscheiden kann? Und das bei einer Band, die die JU vor kurzem noch verklagt hatte...

Rücktritt vom Rücktritt und viele Phrasen

Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Dächern und es rauschte im Blätterwald. Jetzt kann ich es offiziell bestätigen: Der internationale Fußballzirkus hat mich wieder. Als die Scheichs und russischen Mafiosi-Ölmilliardäre ihre Koffer ausgepackt haben, war ich dann doch überzeugt, dass in meinen Knochen noch die Kraft für ein paar mittelmäßige Spiele steckt. Körperlich war also alles okay, an der Physis arbeite ich noch. Mental war ich auch topfit, nur die Psyche hat Probleme bereitet. Also insgesamt kein Grund Sand in den Kopf zu stecken.
Das Comeback war selbstverständlic von Erfolg gekrönt: Wir konnten die Schande der letzten Niederlage auswetzen un den heutigen Gegner (der gegen unseren 1. Gegner übrigens mit 1:9 verloren hatte) schlagen. Ich möchte natürlich weder mich besonders loben, noch einen meiner Mitspieler besonders herausheben. Es war einfach eine gute kämpferische, taktisch geschlossene Mannschaftsleistung des Kollektivs. Dadurch, dass wir alle 7 angetreten sind, waren wir der gegnerischen Mannschaft, die nur mit 5 Mann ankam, klar überlegen und haben damit den kampflosen Sieg am grünen Tisch auch redlich verdient. Vielleicht fiel er etwas zu hoch aus, aber im Laufe einer Saison gleicht sich das ja gerne aus.
Naja, eigentlich verdienen wir das doch mir: Hätte ich nicht aus Neugier über die Höhe der ersten Niederlage regelmäßig auf der intramural-soccer page vorbeigeschaut und dem Teamcaptain (Jahrgang 1990!!!) bescheid gesagt, dass wir nochmal spielen, wäre es wohl nicht zum heutigen Sieg gekommen. Aber das wird nicht vor der Vertragsverlängerung an die große Glocke gehängt.
Wir werden also weiterhin bei jedem Spiel geschlossen antreten und hoffen, dass der Gegner dies nicht tut um letzten Endes den Titel für das Team "42" (Laut Mareike wohl das Alter der Väter meiner Teamkameraden) zu holen. Einen Plan B werden wir uns bei Bedarf zu Recht legen.

So, ich muss jetzt weg. Autokorso machen. Ob Manhattan oder Brooklyn, hauptsache Chicago.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Konzertrepocht

Einen schönen guten Morgen wünsche ich meinen deutschen Lesern erstmal. Ich selbst bin grade von meinem ersten Konzert in Amerika zurück. War im Roseland Ballroom, ca. 2 Blocks von der Radio City Music Hall und dem Rockefeller Center weg.
Echt ein sehr schöner "venue", Teppichboden außen und im geräumigen Innenraum Parkettboden. Auf dem hab ich zwei Quarter gefunden, damit waren die Ausgaben für das obligatorische Konzert-Bier schon zu 7% wieder drin.
Nach dem Eintritt wurde erstmal Ausweiskontrolle gemacht. Wer über 21 war, wurde mit einem schicken blauen Papierarmbändchen belohnt, das einem den Alkoholkauf erlaubte. Hatte Vor- und Nachteile. Ich hab noch nie bei einem Konzert so schnell ein Bier bekommen. Andererseits wurde mir hier blau auf hautfarben vorgeführt, dass ich zu alt für diesen Quatsch werde. Wo man hinsah papierarmbändchenfreie Handgelenke. Also relativ geringer Alkoholpegel allenthalben, dafür habe ich noch kein Konzert erlebt, bei dem permanent ein solch beißender Marihuana-Geruch in der Luft lag.
Auffällig am Publikum war erstmal, dass der in Deutschland schon Gott sei Dank fast ausgestorbene gemeine "Konzert-Iro" hier noch ein munteres Nicht-Schattendasein, also praktisch ein Lichtdasein, führt. Einer davon hat mir sogar ins Auge gepiekst. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Amerikaner a) im Schnitt 5-8 cm kleiner sind als Deutsche (sehr praktisch auf einem Konzert) und b) sie versuchen dies durch erhöhten Gestank wieder wettmachen. Und zwar nicht nur durch Schweiß, sondern manchmal anscheinend auch durch den "Och,-nee,-jetzt-hab-ich-mich-grade-nach-vorne-gekämpft,-da-will-ich-mich-doch-jetzt-nicht-wieder-bis-zum-Klo-kämpfen"-Gedanken...
Wenigstens gab es schöne weibliche Wesen im Konzertpublikum. Aber an ihrer Begleitung habe ich erkannt, dass ich mich mit einem Annäherungsversuch jeglicher Art wohl strafbar gemacht hätte (außerdem hatten sie keine Armbänder...)
Besonders interessant war beim Konzert der Bassist der ersten Vorgruppe namens "Gaslight Anthem" (die Band natürlich, nicht der Basssist). Dieser versuchte die üblichen Rock´n´Roll Posen, sah dabei aber doch irgendwie immer etwas schwuchtelig aus. Falls die hypothetische Super-Group aus den Resten der Village-People und Scissor Sisters für ihre hypothetische Comeback-Tour einen Ersatz für den mittlerweile hypothetisch verstorbenen Bassisten bräuchten, hätten sie da definitiv einen Kandidaten. Die Band selbst ist aber sehr gut und empfehlenswert für Leute mit einem ähnlichen Musikgeschmack wie meinem (Hallo, Herr Mösl!)
Als nächstes kam mit "Thrice" eine krachige Band, die ich nicht mochte und mit keiner Zeikle würdigen werde. Außer diesen zwei.
Alkaline Trio und Rise against waren allerdings super, weshalb ich jetzt auch leider völlig erschöpft meinen Bericht beenden muss und mich ins Bett lege, während der durchscnittliche deutsche Student und Leser meines Blogs in einer Stunde schon wieder auftshet. Ich weiß ja nicht, welche Leute bei dieser Studie mitgemacht haben, aber garantiert nicht die Studenten, die ich kenne.

P.S. Grade im Facebook nachgeschaut (ja, ich bin Profi-Stalker ;-) ): Highschool Abschluss 2010. Na da bin ich dem Scharfrichter ja gerade nochmal vom Block gehüpft.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Coole Mütze!

Das erste Midterm essay liegt in den letzten Zügen, die Erkältung so gut wie ausgeheilt und ich fand mal wieder die Zeit Lebensmittel einzukaufen. Im Supermarkt meines Vertrauens las ich dann folgenden Zettel:
"Dear Customers, because of software updates this store will be closed on thursday October 16th between 2AM and 6AM. We apologize for your inconvenience".

Das sollten sie auch, die faulen Stricke.
Was schon diese weltfremden Gewerkschafter einfach nicht verstehen wollen, hat uns doch schon Apu einleuchtend erklärt: Läden müssen nachts geöffnet sein, immerhin ist doch halb zwölf "the peak hour for stoned teenagers to buy shiny things!" "Whoa, it´s a living mirror!"

Dienstag, 7. Oktober 2008

Reales und Fiktion an der 2nd Avenue

Es ist endlich passiert: Ich habe zum ersten mal von meinen neuen Uni-Kameraden geträumt. In meinem Traum haben die Leute aus South Carolina die aus North Carolina über die 2nd Avenue (Richtung Uptown) gejagt, während ich diesen Jagdszenen entspannt zugesehen hab. Dazu muss man anmerken, dass ich in Wirklichkeit überhaupt keine Leute aus North Carolina in meiner Klasse habe.

An der 2nd Avenue hab ich übrigens Samstag abend eine nette Begegnung gehabt. Jeder Großstädter kennt die Situation: Man läuft gemütlich durch die Stadt, als eine Gruppe exzentrischer Menschen mehr oder weniger aggressiv demonstrierend an einem vorbeiläuft ("Das Ende ist nah!", "Freiheit für Uwe!", "Stoppt den Vulkanismus!", "Tut Buße!","Helmut Kohl muss Hauptstadt bleiben","Hare Krishna","Gott/Allah/Jehova/Jahwe/Satan/Helmut Kohl liebt dich", "Beide Stimmen: CDU"). Es war aber ein komisches Gefühl nicht wie üblich zu denken "Welch pittoresker Anblick! Diese Religions- und Meinungsvielfalt der urbanen Lebenswelt!" bzw. "Oh Gott, Spinner schnell weg hier, bevor sie einen ansprechen", sondern stattdessen "Hi, Tom! Oh, Hi Matthew, thanks for repairing the Internet, Hi Kerel..." zu meinen quasi Mitbewohnern zu sagen. Wenigstens musste ich nicht mitsingen und tanzen.

Der rechteckigen Bauart Manhattans nördlich der Houston Street ("Hausten", nicht wie die Stadt in Texas, den Fehler machen nur Touris") ermöglicht mir außerdem verschiedene Wege zur Uni zu gehen, ohne mich zu verlaufen, was ich natürlich prompt ausnutze. Und alle führen sie mich über die titelgebende 2nd Ave. Dabei gibt es natürlich interessantes zu entdecken. Zum Beispiel eine Feuerwache. In der stehen die seit 9/11 zu Popstars gewordenen Feuerwehrmänner rum und lassen sich von den Groupies angraben und mit Süßigkeiten versorgen. Im Ernst, da möchte man seine Berufswahl glatt nochmal überdenken.
Auf einem anderen Weg passiere ich eine alte Autowerkstatt. Vielleicht ist sie gar nicht alt, sieht aber so aus. Auf jeden Fall steht in ihr eine alte schmutzige unordentliche Werkbank herum, welche man vom Bürgersteig aus gut sehen kann. Dies wiederum führt dazu, dass in 2 von 3 Vorbeigeh-Fällen irgendein anspruchsvoller Foto-Amateur mit seiner digitalen Spiegelreflexkamera mit einem Foto von eben dieser Werkbank den Verfall der blue collar Kultur im anglo-amerikanischen Raum dokumentieren will und sich dabei innerlich selbst für diesen tollen Blick fürs Projekt, den außer ihnen natürlich keiner hat, auf die Schulter zu klopfen.

So, genug vorm Historiography midterm essay gedrückt...

Freitag, 3. Oktober 2008

The round one must into the square one

Ich weiß, dass diese Nachricht für viele meiner Fans ein schwerer Schlag sein wird. Aber: hiermit beende ich meine internationale Fußballkarriere (Rücktritt vom Rücktritt natürlich nicht ausgeschlossen, wenn die Kohle stimmt).

Bin gerade zurück aus dem East River Park, wo heute das intramural-outdoor-soccer-Turnier (also innermäuerlicher außertürlicher Fußball) angefangen und für mein Team auch schon wieder geendet hat. Man hat ja nicht oft Gelegfenheit mit Blick auf die Brooklyn-Bridge zu kicken.
Ich will hier gar nicht lange nach Ausreden suchen. Dafür liegen sie zu klar auf der Hand.
- als Deutscher hatte ich natürlich Feiertag, wurde daher aus der Regenerationsphase gerissen und war mit dem Kopf bei meinen vereinten Landsleuten.
- unser Gegner war ein eingespieltes Team bestehend aus Deutschen, Italienern, Brasilianern und Portugiesen. Ich dagegen habe versucht in meinen Hühnerhaufen aus amerikanischen College-Kids ein wenig Ordnung zu bringen. Vergebens. Einer kam sogar erst zur Halbzeit, weshalb wir die erste Hälfte in Unterzahl waren.
- der Gegner war einfach physisch stärker. Ich war einen Kopf größer als fast all meine Mitspieler, sah mich aber bei meinen Vorstößen einem deutschen Abwehrhühnen gegenüber, neben dem ich mich gefühlt habe wie Philip Lahm. Nur ohne Augenbrauen.
- der Schiedsrichter war natürlich sowieso gegen uns.

Da kann man dann auch schon mal 0:9 verlieren.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Lektionen aus den USA (I)

Niemals etwas neonfarbenes Essen.