Montag, 1. September 2008

Zehntausend Löffel

Hallo treue Leserschaft,

ich habe mich schon eine Weile nicht mehr gemeldet, was aber der Tatsache geschuldet ist, dass die letztwn Tage doch relativ ereignisreich waren. Ich wusste zwar, dass New York kein billiges Pflaster ist, aber dass der Preis für eine harmlose Frage gleich 1 Wohnung ist, hätte ich doch eher nicht vermutet.

Alles fing mit Miris glorreicher Idee an, mich zu besuchen. Schwäbin die sie nunmal ist, hat sie die billigsten Flüge gebucht und hat mir ziemlich genau 1 Tag vor ihrer Ankunft bescheid gesagt, wann sie zu mir kommt. Wir hatten eigentlich geplant eine Shakespeareske Komödie zu inszenieren (oder vielleicht auch nur eine Teenie-Komödie, die lose auf einem Shakespearestück basiert) und meinem Vermieter/Roommate Jesse vorzugaukeln wir seien ein Paar. All das in der Hoffnung, dass Miri dann nicht die von ihm geforderten 100$ pro Nacht zahlen muss. Leider ist es nie so weit gekommen, dass wir fake Sexgeräusche machen mussten.
Ich ging gleich nach Miris Anruf zu Jesse und schilderte ihm die Situation und die Tatsache, dass wir nur 300$ für die Woche zahlen können und fragte ihn ob Miri trotzdem bei mir bleiben könne. Er schien zwar nicht begeistert, aber sagte mir schlussendlich ich solle Miri anrufen und ihr sagen, dass alles klar geht.
Nachdem ich allerdings am gleichen Abend von einer Orientierungsveranstaltung der Uni zurückkomme (die haben hier auch eine Art Blaseio, bei denen heißt er aber Ken Sweeney) habe ich in meinem Emailfach eine Mail meiner Maklerin, die mir mitteilt, dass mein Vertrag nur für eine Person gilt und mein "girlfriend" eine andere Unterbringung finden müsse. Ich machte mich also wieder auf zu Jesse der mir mitteilte, dass er seine Meinung geändert habe und absolut nicht ertragen könne, wenn noch jemand in der Wohnung sei. Außerdem erzählte er noch irgendwas von "broken trust", weil ich ihm so spät bescheid gesagt habe. Zur Erinnerung: Ich habe es ihm gesagt, sobald ich es wusste. Aber das alles war ihm egal und er bat mich, dass ich mir doch eine neue Wohnung suchen solle. Ich! derjenige, der als einziger in Köln noch nie umgezogen ist. Der seit 3 Jahren ein friedlicher und geachteter braver Mieter war. Und das nach gerade mal 9 Tagen.
Ich hatte also ca. 5 Tage um mir eine neue Unterkunft zu suchen. Erschwerend kam hinzu, dass wir ja auch noch einen Platz für Miri finden mussten.
Nachdem ich mir verschiedene Wohnungen angeschaut hatte (da war von "Loch" bis "zu gut um mich darin haben zu wollen" alles dabei), Miri einen Platz bei einem Freund eines Bruders eines Freundes bekommen hat und ich mich für meine Veranstaltungen angemeldet hatte, habe ich letzten Endes doch noch ein Zimmer gefunden. Ich wohne jetzt im Süden des East Village, Ecke 1st street und 1st Avenue. Oder wie es unser aller Held Cosmo Kramer ausdrückte: This must be the nexus of the universe! Wer denkt, dass mit einem Schwulenpärchen in seinen frühen 50ern zu Leben komisch sei, der sei an dieser Stelle gewarnt. Meine neue Unterbringung ist noch komischer.
Erstmal die guten Seiten: Gleicher Preis wie mein altes Zimmer, dafür doppelt so groß und ein wenig näher an der Uni. In meiner WG wohnt ein Franzose, ein Inder, ein Amerikaner und ein Barbados...ianer (der sogar schon auf Skatevideos war), also eine interessante Mischung.
Die schlechte Nachricht ist, dass das Gebäude in dem ich wohne der "Interfaith League of New York" gehört, einer Harekrishna-Hindu-sonstwas-Gruppe. Als religiös toleranter Mensch (außer dem Buddhismus gegenüber, aber der ist ja keine Religion sondern nur ein Versuch kitschige türkisne Buddhafiguren und -seifen an trendversessene Westler zu verkaufen) habe ich ja kein Problem damit, wenn sie ihre safranfarbenen Umhänge auf dem Treppengeländer trocknen. Aber leider hat meine Wohnung a) keinen Fernsehanschluss und b) sind Eier, Fisch und fleisch streng verboten. Ich bin mir der Ironie, dass ausgerechnet ICH hier wohne, durchaus bewusst und hätte Alanis Morrissette nicht vor 15 Jahren damit einen Riesenhit gelandet, könnte ich jetzt ein Lied davon singen. Damit scheint wohl auch meine kurze und heftige Affäre mit Jerkys erstmal vorbei zu sein. Andererseits ist verbotene Liebe ja die aufregendste und vielleicht schaffe ich es welche in mein Zimmer zu schmuggeln.
Naja, ich musste keinen Vertrag unterschreiben und wenns mir zu viel wird, kann ich jeden Monat raus.

Ansonsten habe ich mit Miri jede Menge Sightsseing gemacht, was mich als echten New Yorker ja doch schon ein wenig nervt. Aber der Blick vom Empire State Building entschädigt dann doch für alles. Und als ich vom mexikanischen Essen mit Miri heute abend zum ersten mal in meine neue Wohnung 6 Stockwerke hochgelaufen bin (natürlich fällt der Aufzug genau dann, wenn ich einziehe aus) umgaben mich doch wieder merkwürdige Gerüche von bewusstseinserweiternden Substanzen. Also gar nicht so viel anders, als in der Sülzburgstraße.

P.S. Ach ja und neue Pennerschilder habe ich auch entdeckt: "Need money for beer...ehm, I mean food."
"Everytime you are not willing to spare a dime, Chuck Norris kicks a kitten."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Achdujeh! Aber denk dran, dass die Heimatfront geschlossen hinter dir steht und dir jederzeit ein Messer bereithält.

Anonym hat gesagt…

auch zwei, wenn's sein muss!

Anonym hat gesagt…

Du scheinst mit deiner Meinung zum Buddhismus nicht allein zu sein.
Die Bayern haben die Figuren vom Leistungszentrum wieder entfernt. Für mich natürlich eine herbe Enttäuschung^^
Aber wart mal ab, nachher gefällt es dir dort so gut, dass du als vegetarischer Hare Krishna zurück kommst. Das wäre Ironie :-)

Hilfswillig hat gesagt…

Ich hab da noch irgendwie eine hare-krishna cd in wafibau-rockcity rumliegen, hat mir vor jahren ein netter, junger man in der kölner fussgängerzone angedreht

Nur falls du ein Bestechungsgeschenk brauchst, falls du mit deinen geschmuggelten quarter-pounder auffliegen solltest.

Mensch, das wär doch ne geschäftsidee!