Samstag, 27. September 2008

Und die Susi fasst uns das jetzt alles nochmal zusammen

Es ist schon wieder eine ganze Ecke her, dass ich hier gepostet habe. Und auch jetzt habe ich keinen besonderen Anlass zu schreiben. Stattdessen kommt hier mal eine einfache kurze Zusammenfassung meiner letzten Tage. Vielleicht wirds ja trotzdem ganz lustig, man weiß ja nie.

Zuerst mal wie versprochen der Haarschnitt: Von meiner Vorstellung die Haare von einem singenden Afro-Amerikaner-Quartett geschnitten zu bekommen, musste ich mich leider schnell verabschieden. Die Friseursalons sind im Village fest in japanischer Hand. Trotz der daraus folgenden Verständigungsprobleme bin ich mit dem Ergebnis ausnahmsweise mal zufrieden.

Letztes Wochenende war ich hier auf meinem ersten Dreh. Ein Filmstudent von der Columbia hat seinen Abschlussfilm gemacht und dafür noch Hilfe gebraucht. Und wo immer junge Filmemacher in Not sind, wo immer Beleuchter ihre Hände außerhalb der Hosentaschen haben oder ein Wortspiel nicht gemacht wurde, ist der Autor dieses Blogs zur Stelle.
Gefunden hab ich dieses Stellenangebot über die Tisch-Emailliste. Mit den täglichen 20 Emails über die Dinge die einen mal so gar nicht interessieren fühlt man sich doch angenehm an seine Kölner Wahlheimat erinnert. Am besten sind die zur Zeit grassierenden politischen Propaganda-Emails. Da wird hundertmal auf Sarah Palin rumgehackt (ob die wohl mit Michael Palin verwandt ist?) und zu Spenden für Obama aufgerufen. Sind zwar soweit ich weiß aussschließlich Demokraten an der Tisch, was das ganze etwas sinnlos macht, aber trotzdem entbrennen gerne mal Diskussionen um die einzelnen Youtube-Links etc. Dabei wird natürlich nicht dem einzelnen Autor geantwortet, sondern gleich der ganzen Emailliste, weshalbn man gerne mal 20 Emails im Postfach hat, über eine Wahl an der man ja sowieso nicht teilnehmen darf. Als dann aber der Leiter der Emailliste freundlich darauf hingewiesen hatte, dass diese Liste doch eigentlich für uni-relevante Sachen gemeint ist, wurde es erst so richtig hitzig. Da wurden die großen Kaliber wie freie Meinungsäußerung, Demokratie als solche, politische Bildung außerhalb des wissenschaftlichen Elfenbeinturms und so weiter aufgefahren. natürlich auch über die komplette Liste...

Zurück zu Fallout: Der Dreh war eine interssante Erfahrung. Mal zu sehen was für eine Ausstattung andere Unis so haben (35mm Adapter, HD-Cameras, Kinoflos soviel man essen kann...). Auch das Team war ein sehr interessanter Haufen. Da war zum Beispiel die asiatischstämmige Beleuchterin, die alles und jeden "carayzee" gefunden hat und die 2.Bekloppteste Mailboxansprache die ich jemals gehört hab ihr eigen nennt. Zwar kein Star Trek Dialog aber immerhin ein waschechter Gangsta-Rap... In jeder freien Minute hat sie Französisch gelernt aus einem Buch, das wahrscheinlich älter war als ihre Eltern. Bei Amis klingt Franzäsisch ja immer besonders lustig. Gottseidank war da der andere Beleuchter, seines Zeichens Halb-Franzose zur Stelle um ihr zu helfen. Dieser wiederum hatte sich durch die langen Jahre als Beleuchter die Augen ruiniert und trägt daher fast immer eine Sonnenbrille. In Kombination mit sinen schwarzen Hemden hat ihn das doch sehr johnnycashig wirken lassen. Der Produzent hat früher schon mit Spike Lee zusammen gearbeitet. Zwar als Kostümdesigner, aber was solls, das klingt doch gleich mal gut. Zu dumm, dass ausgerechnet er am letzten Drehtag vergessen hat die Objektive mitzunehmen und der Dreh sich deshalb gleich mal 3 Stunden verzögert hat. Kann halt nicht alles so gut organisert sein wie bei aufmdeich. Das Highlight war aber die heißblütige spanisch-amerikanische Regieassistentin, die echt eine tolle Arbeit geleistet hat. Zu ihren Highlights später mehr. Natürlich gab es auch noch den ein oder anderen bekloppten Schauspieler, der gerne auch noch selbst Regie geführt hätte.
Gedreht wurde am ersten meiner drei Tage in einem echt schönen Apartment auf der Upper East Side. Leider war die Mittfünfzigerin, von der die Wohnung gemietet wurde, total "carayzee". Erstmal kam sie praktisch mitten in den Dreh geplatzt um uns rauszuwerfen und dann unser Equipment als Geisel zu nehmen bis die versprochenen Reinigungskräfte eingetroffen seien. Das Team war an dem Tag viel zu groß, weshalb ich nur wenig zu tun hatte. Aber immerhin konnte ich mal einem echten Stuntkoordinator bei der Arbeit zusehen.
Am nächsten morgen musste ich um 6 Uhr morgens in Brooklyn sein, weil wir dort in einem Middle-Eastern-Restaurant gedreht haben. Das hieß für mich mal wieder verdammt früh aufstehen. Aber für einen Dämmerungsveteranen ist das ja kein Problem. Und wie bei Dämmerung hatten wir dann um halb 2 Feierabend, nur hier wars PM.
Nach dem letzten Drehtag, den ich wegen meiner Film Form Klasse früher verlassen musste, ist die Crew noch einen trinken gegangen. Da war ich nach meiner Klasse (die enden hier um 10 abends) natürlich dabei. Zu dem Zeitpunkt war die Crew natürlich größtenteils schon betrunken. Ich hatte dann doch tatsächlich mal die Möglichkeit süßlichen Rotwein aus einer Papiertüte zu trinken. Ich war schon kurz davor ein Pappschild zu beschriften.
Danach gings in eine Kneipe mit dem bezeichnenden Namen "Cheap Shots". Dort spielte die Regieassistentin gegen den Tonmann Airhockey. Heißblütig und ehrgeizig wie sie nunmal ist hat sie dann irgendwann die Taktik entwickelt ihren Gegner mit ihrem Schläger (wie nennt man das beim Airhockey?) zu bewerfen um den Puck dann mit der Hand ins Tor zu befördern. Die Endstation war dann ein kleines in-Hamburgerrestaruant in Soho namens "McDonalds". Dort wollte die Regieassistentin dann mit ihrer Haarspange die Klotür aufbrechen ("She´s totally carayzee!"). Davon abgebracht fing sie gleich einen Streit mit der adipösen Bedienung an, da sie diese im Verdacht hatte ihr Essen gegessen zu haben. Und überhaupt war sie ja gar nicht "jolly" und dicke Menschen haben doch gefälligst "jolly" zu sein. Und nach Möglichkeit einen weißen Bart und einen rot-weißen Samtanzug zu tragen, wenn ich das mal anfügen dürfte.
Ansonsten war ich auf einem Konzert einer der Bands eines meiner Klassenkameraden hier. Er ist Drummer und seine bekannteste Band ist "Asobi Seksu" (die waren auch schon mal in Köln; ob Anke sie wohl kennt? Außerdem waren sie in der 1.Episode der 2. "Skins" Staffel zu hören, dies für Josa und Johannes). Der Bassist der Band war grade im Honeymoon; diese Information ließ meinen ca. halbstündigen Lebenstraum die anscheinend vakante Stelle zu besetzen und Mitglied einer New Yorker Rockband zu werden wie eine Seifenblase zerplatzen. Naja, vielleicht ergibt sich da ja noch was. Instrumente kosten hier ungefähr so viel wie ein Schokoriegel.
In einer anderen Gruppierung bin ich jetzt Mitglied: In der "nyu intramural outdoor soccer league"-Mannschaft "42". Der Nerdfaktor scheint zu stimmen, ob die Leistung stimmt wird sich am ersten Spieltag nächsten Freitag zeigen.

Ein weiterer Punkt auf meiner "was ich in Amerika noch erleben muss"-Liste kann abgehakt werden: Ich war hier mal beim Arzt. Es war ein Erlebnis zu sehen, wie die Amis gleich in die Vollen gehen. Man muss einen Bogen zur Krankengeschichte ausfüllen, der sich hier aber nicht mit Firlefanz wie "Fühlen sie sich gesund?", "Waren sie in den letzten Monaten schwer krank?" oder "Gibt es in ihrer Familie Alzheimererkrankte?" aufhält. Gleich die ersten Fragen lauteten: "Welche Sexualpraktiken haben sie schon ausgeübt?" (mit einer schönen Liste zum Ankreuzen), "Wann zum ersten mal?", "Wie oft wurde dabei nicht verhütet?", "Hatten sie schon Sex mit Prostituierten?" und so weiter. Der behandelnde Arzt sah schließlich aus wie Dr. House, oder zumindest wie ich, der diese Serie nur aus Switch kennt, mir Dr. House vorstelle.

Gestern abend war ich in einer Bar und habe mir das mit Spannung erwartete erste TV-Duell zwischen McCain und Obama angesehen. Fazit: Die sind hier auch nicht spannender als in Deutschland. Interessant war aber das "Phrasen"-Saufen: Wer "the American taxpayer" erwischt hatte, ging nicht unter 3 Promille nach Hause.

Am Dienstag stand mein 2. Baseballspiel an: Mets vs. Cubs (gegen die ich seit der Schulzwangslektüre von "Moon Palace" eine kleine Abneigung hege). Es war eine klare Steigerung gegenüber dem Ersten zu erkennen. Es waren Leute um mich rum, die ich kannte, die Stimmung war besser, das Spiel ein wenig spannender, der Hotdog ein wenig besser...

Ansonsten bin ich hier viel am Lesen für die Uni immerhin stehen bald die Midterm-Essays an. Deshalb muss ich jetzt auch mal meine ausschweifenden Ausführungen hier mal fürs erste beenden, muss noch ein paar kluge Aufsätze über den Filmton lesen. Und unter die Dusche, an die ich mich immer noch nicht so ganz gewöhnt habe...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Baseball Foto von dir ist echt der Hit :)
Liebste Grüße
Josa

Unknown hat gesagt…

Ha! Asobi Seksu kannte ich tatsächlich vom Namen, fand den aber immer so seltsam, dass ich die Band bis jetzt nicht anhörte. Dies wird aber genau in diesem Moment von mir geändert.

Schick mal deine Adresse raus, Digger!