Sonntag, 2. November 2008

Byebye Krishnas, willkommen Minderwertigkeitskomplex!

So, die letzten Tage waren doch ziemlich ereignisreich, daher hatte ich doch wenig Zeit meine treue Leserschaft auf dem Laufenden zu halten.
Das wichtigste zuerst: Ich bin mal wieder am Umziehen. Damit bin ich hier in New York schon so oft umgezogen wie in meinem ganzen irdischen dasein zuvor. Je mehr Wohnungen meiner Klassenkameraden (ein schöner Ausdruck, da fühlt man sich gleich jünger als bei diesem umständlichen "Kommilitonen) ich gesehen habe umso bewusster wurde mir, dass es tatsächlich richtige Wohnungen in NYC gibt und nicht nur Bretterverschläge in denen man kein Fleisch essen darf. Aber eben nicht in Manhattan.

"a lot of ethnic minorities here, not to fond o´whiteys and always a place for a good foight", so beschreibt Russel Crowe in Southpark Brooklyn. Und um ehrlich zu sein war das auch ungefähr mein Bild dieses Borroughs bevor ich nach New York kam. Aber jetzt wo ich ein paar mal da war, kann ich doch sagen, es ist hier eher wie in Krefeld. Zumindest wie ich, der in seinem Leben noch nie da war, mir Krefeld vorstelle. Reihenhäuser, Parks, saubere Straßen kleine Geschäfte, eine regelrechte Idylle.
Und die Mieten in Williamsburg und Park Slope sind doch deutlich bezahlbarer. Zumal ich jetzt auch 2 Mitbewohner habe. Da ist zuerst einmal Colin, 24, arbeitet in einer Werbeagentur, scheint ziemlich outgoing zu sein und hat anscheinend auch einen Schlag bei der Damenwelt.
Und auf der anderen Seite Franz (herrlich amerikanischer Name), 27 mit deutschen und schwedischen Vorfahren. Vielleicht erklärt das auch sein modelmäßiges gutes Aussehen. Dumm ist er (leider) auch nicht, immerhin hat er mit 23 seinen Master gemacht (u.a. in Harvard). Ist er dann wenigstens ein schlechter Mensch, der an der Wall Street das Geld der kleinen Anleger verzockt um dann nach Feierabend zugekokst in Szene-Bars rumzuhängen? Nein, stattdessen hat er die letzten zwei Jahre in Indien verbracht, wo er u.a. in einem kleinen Dorf den hungerleidenden Kindern geholfen hat. Er ist der Freund von der reizenden Mitbewohnerin meines Freundes Tommy, wodurch ich ihn kennen gelernt habe. Mein kümmerliches Ego macht mir grade klar, warum ich normalerweise nur mit misanthropen Versagern herumhänge... Naja, wenigsten bin ich größer als er.

Natürlich werde ich manches am East Village vermissen. Da wäre zum Beispiel mein Waschsalon. Geleitet von einem alten jüdischen Ehepaar, das vorwiegend schreiend miteinander kommuniziert. Der Mann besitzt außerdem magische Hände und versucht jede Störung einer der Maschinen mit einem Schlag auf eben diese zu lösen, was in meiner Anwesenheit auch immer geklappt hat. Einmal musste ich zu einem anderen Waschsalon gehen (professionell und unpersönlich), weil mein Stammsalon geschlossen hatte. Irgendein angeblicher jüdischer Feiertag, der für mich sehr ausgedacht klang. Aber dann haben mir meine jüdischen Freunde hier erklärt, dass sie tatsächlich Neujahr im Herbst feiern.
Aber sobald ich nostalgisch wurde hat mir das Schicksal klar gemacht, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Zum Beispiel mit einem Presslufthammer, der morgens um halb acht die 1st Avenue aufgerissen hat und mich aus dem Schlaf riss. Oder mit Ameisen, die irgendwie den Weg in meine Erdnussbutter gefunden haben. Oder noch mehr Ameisen, mit denen ich um die Verzehrrechte an meinen Keksen kämpfen musste. Oder Mitbewohnern, die manchmal noch nachts um halb 2 ihre Harehare-Gesänge anstimmten...

Ansonsten war dieses Wochenende Karneval, Fritz Walters Geburtstag, oder Halloween, je nachdem wie man das ganze interpretiert. Ich konnte mir hier einen Kindheits-Nerd-Traum erfüllen und habe mir ein Han Solo Kostüm zugelegt. Als ich auf der Straße dann auch noch einen Chewbacca traf, der ohne einen Han unterwegs waren, war das zweifelsfrei einer der rührendsten Momente der jüngeren Menschheitsgeschichte.
Zuerst war ich mit Freunden auf der Parade im Greenwich Village. Hat mich doch sehr an Kölle erinnert nur die Musik war besser und es gab keine Kamelle oder Strüssjer. Ach ja, und den Alkohol musste man natürlich heimlich konsumieren. Hunderttausende Menschen die zeitgliech heimlich trinken, die Polizei war machtlos.
Danach gings dann nach Bushwick auf eine dieser berühmten Parties, wo man den Treffpunkt erst am Tag davor per Email zugeschickt bekommt. War aber nur ein Bluff, denke ich, denn es waren trotzdem ca. 50.000 Leute da. Die Schlange am Eingang nahm kein Ende. Darauf nahm mich Franz am Arm und hatte eine glorreiche Idee. Wir gingen zum Hintereingang wo Franz den Securities klar machte, dass wir Franz und Adrian sind und als Performer (deutsches DJ-Team) natürlich kostenlos hereinkommen sollten. Und obwohl wir nicht auf der Liste standen hat das ganze doch ziemlich einfach geklappt. Drinnen angekommen beschlossen wir das ganze auf die Spitze zu treiben und steuerten zielgerichtet den VIP-Backstagebereich an. Dazu muss man sagen, dass es sich um eine ziemlich große Party gehandelt hat, wie man sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt, so mit Schaukeln über unseren Köpfen, Feuerspuckern, Tanzperformances, Menschen auf Stelzen, Midgetrodeo etc. Auch hier bewiesen sich die Sicherheitsmaßnahmen als, sagen wir mal, etwas unzulänglich. Mit der bloßen Wiederholung der Aussage, dass wir Perfomer seien, waren wir drin. War auch sehr nett da. Eine junge Dame kam mit den Worten "Oh my god, I feel so...naked!" auf mich zu. Gut, könnte daran gelegen haben, dass sie außer goldenen Hotpants und ein wenig goldener Farbe am Körper tatsächlich nichts anhatte. Aber wie ihr mich kennt war ich natürlich eher an der open bar interessiert. Alles in allem eine legendäre Nacht die beweist, dass Frechheit eben doch manchmal siegt. Und nein, es gab keinerlei sexuelle Ausschweifungen bevor hier gefragt wird. Zumindest keine mit meiner Beteiligung.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

adrian havin the time of his life

Anonym hat gesagt…

und ich habe lars noch nicht erzählt, dass du nach williamsburg ziehst

Adrian hat gesagt…

Die/der/das Lease wird heute unterschrieben.

Anonym hat gesagt…

Ich dachte du hast dich mit mehreren Leuten für StarWars als Thema entschieden. Auf den Fotos ist doch auch eine Leia zu sehen. Aber ein zugelaufener chewbacca ist schon extrem niedlich!

Man sieht dich in Skype so selten die letzten Wochen!

Josa

Adrian hat gesagt…

Nee, wir hatten kein gemeinsames Motto. Aber die anderen Starwarsler waren eine Gruppe, aber denen fehlte eben ein Han.

Im Skype bin ich schon, nur anscheinend dann wenn sonst niemand online ist. Aber in letzter Zeit bin ich ja auch nicht richtig sesshaft, darum bin ich echt seltener online. Sobald ich endgültig umgezogen bin, wird das besser, ich schwör!!

Anonym hat gesagt…

Mein kümmerliches Ego macht mir grade klar, warum ich normalerweise nur mit ???misanthropen Versagern???? herumhänge... Naja, wenigsten bin ich größer als er.

hmmmm. nicht lustig.