Dienstag, 11. November 2008

Tagebuch eines quasi Internetlosen (I)

9.11. 22:40 Uhr Mein Umzug hat die Konsequenz, dass ich erstmal fast kein Internet habe. Manchmal kann ich mich ins Wlan eines Nachbarn einwählen, aber das langt dann meistens nur zum Emails checken und so, alles längere wird erstmal verschoben. Eine Lücke im blog-Lebenslauf will aber doch im Digitalzeitalter keiner mehr haben, deshalb schreibe ich schon mal alles vor um es dann später (also jetzt) billig per copy&paste zu veröffentlichen. Da aber Colin gesagt hat, dass Fios (angeblich mind. 12-50mal schneller als DSL, langsam frage ich mich wofür; sowie 50000 TV-Sender, manche davon sogar nicht in HD) Kunde seiner Firma ist und wir daher Rabatt bekommen, glaube ich, dass wir recht bald wieder an die Außenwelt angeschlossen werden. So lange klaue ich eben das ungeschütze Wlan vom Nachbarn.
Nach ein paar schönen Tagen auf dem Futon meines classmates Tommy hab ich dann aber doch beschossen, dass das kein Dauerzustand sein kann. Seine Mitbewohnerinnen haben die nervige Eigenschaft richtige Jobs zu haben und dementsprechend schon vor sieben aus ihren Zimmern zu kommen und ihren armen deutschen Couchsurfer aus dem Schlaf der Gerechten zu reißen. Außerdem war das Klopapier alle.

Im Moment wohne ich noch ganz allein in unserer 4-Zimmer Wohnung, ein schönes Gefühl. Zwar fast unmöbliert, aber davon lasse ich mir die Freude doch nicht nehmen. Zumal heute mittag endlich die Reinigungscrew da war und die Wohnung jetzt deutlich weniger nach Baustelle aussieht. Der Kühlschrank ist zwar immer noch der wärmste Ort in der Wohnung (was solls meine heftige Affäre mit Jerkys kann ich auch ohne Kühlschrank wiederbeleben), aber daran soll sich morgen was ändern. Ich hoffe, dass wir dann auch endlich warmes Wasser kriegen. Den Rauchmelder sollten sich die herren am besten auch gleich ansehen. Anscheinend wurde unsere Wohnung mit dem „Alles-in-Ordnung“-Melder ausgestattet, der, sofern keine Gefahrensituation auftritt, alle 2 Minuten einen durch mark und Bein dringendes Signal von sich gibt. Wer neu in die Wohnung kommt wird fast wahnsinnnig, aber nach ner Weile hört man ihn gar nicht mehr. Strom und Licht habe ich auch noch nicht in meinem Schlafzimmer, aber daran wird gearbeitet, bis dahin sitze ich eben im zukünftigen Wohnzimmer, da ist ja Platz. Überhaupt, wer bei den Prattlern (für Nicht-Pfälzer: in Pirmasens) großgeworden ist, für den ist eine Baustelle in Brooklyn doch mindestens so kuschlig wie ein kleines flauschiges Pelztierchen (a propos: Obama hat angekündigt, dass er sich für seine Kinder einen „mutt“ zulegen will, „so wie er selbst einer ist“).
Die Austattung meines Zimmers habe ich mir beim örtlichen Ikea zugelegt. Die sind natürlich größtenteils überall gleich, aber es gibt eben doch kleine Unterschiede zwischen Gütersloh und downtown Brooklyn. Die Hotdogs kosten hier grade mal 50cent!! Dafür hatten sie keine Chips, das verdirbt einem den Trip dahin doch gewaltig. Auch die musikalische Untermalung schien mir unterschiedlich zu sein. Hier kann man herrlich zu Nirvana ein Bett raussuchen, dann bei den Klängen von Blur sich eine Klobürste greifen und während Bloc Party sich mit einer älteren Latino-Dame um den letzten Bettbezug „Govrag“ prügeln.

Da ich noch nicht ins Bett (dem die Seitenteile fehlen; wer kauft denn bei Ikea bitte nur die Seitenteile eines Bettes? Oder bestellen die lustigen Schweden etwa ungleich viele Exemplare der Bauteile ihrer Betten?) wollte, bin ich ein bißchen durch das abendliche Williamsburg geschlendert, in der Hoffnung Hipster zu treffen die ganz anti-mainstream Sonntag abends weggehen. Aber anscheinend bin ich jetzt schon zu hip für diesen Stadtteil, denn außer mir waren doch nur wenige unterwegs. Wir Pioniere habens schwer.
Wenigstens kann ich mich über alle aufregen, die innerhalb der letzten 60 Stunden (sprich: nach mir) nach Williamsburg gezogen sind und die schöne Nachbarschaft gentrifizieren und ihr die Seele rauben. Wie man das als Williamsburger eben so macht.
Das aufregendste am Spaziergang war dann doch ein junger Mann auf der anderen Straßenseite, der mit einem länglichen Gegenstand auf seine alte Stereoanlage eingedroschen hat. Beim näheren hinsehen handelte es sich dabei aber nicht um eine Gitarre sondern um... seinen Staubsauger. Ich bin mir langsam ziemlich sicher, dass der Punk in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo, Adi, was ist ein "mutt"?

Gruß Mama

Adrian hat gesagt…

Auf deutsch wäre das dann wohl sowas wie ein Mischling.

Übrigens funktioniert jetzt der Kühlschrank, die Bauarbeiten neigen sich dem Ende zu und überhaupt verbessert sich die Situation quasi stündlich.
Manchmal schweigt sogar der Rauchmelder.

Anonym hat gesagt…

Hm... der Rauchmelder: Ist der den still wenn's dann mal brennt?
Stiller Alarm sozusagen

Matthias