9.11. 22:40 Uhr Mein Umzug hat die Konsequenz, dass ich erstmal fast kein Internet habe. Manchmal kann ich mich ins Wlan eines Nachbarn einwählen, aber das langt dann meistens nur zum Emails checken und so, alles längere wird erstmal verschoben. Eine Lücke im blog-Lebenslauf will aber doch im Digitalzeitalter keiner mehr haben, deshalb schreibe ich schon mal alles vor um es dann später (also jetzt) billig per copy&paste zu veröffentlichen. Da aber Colin gesagt hat, dass Fios (angeblich mind. 12-50mal schneller als DSL, langsam frage ich mich wofür; sowie 50000 TV-Sender, manche davon sogar nicht in HD) Kunde seiner Firma ist und wir daher Rabatt bekommen, glaube ich, dass wir recht bald wieder an die Außenwelt angeschlossen werden. So lange klaue ich eben das ungeschütze Wlan vom Nachbarn.
Nach ein paar schönen Tagen auf dem Futon meines classmates Tommy hab ich dann aber doch beschossen, dass das kein Dauerzustand sein kann. Seine Mitbewohnerinnen haben die nervige Eigenschaft richtige Jobs zu haben und dementsprechend schon vor sieben aus ihren Zimmern zu kommen und ihren armen deutschen Couchsurfer aus dem Schlaf der Gerechten zu reißen. Außerdem war das Klopapier alle.
Im Moment wohne ich noch ganz allein in unserer 4-Zimmer Wohnung, ein schönes Gefühl. Zwar fast unmöbliert, aber davon lasse ich mir die Freude doch nicht nehmen. Zumal heute mittag endlich die Reinigungscrew da war und die Wohnung jetzt deutlich weniger nach Baustelle aussieht. Der Kühlschrank ist zwar immer noch der wärmste Ort in der Wohnung (was solls meine heftige Affäre mit Jerkys kann ich auch ohne Kühlschrank wiederbeleben), aber daran soll sich morgen was ändern. Ich hoffe, dass wir dann auch endlich warmes Wasser kriegen. Den Rauchmelder sollten sich die herren am besten auch gleich ansehen. Anscheinend wurde unsere Wohnung mit dem „Alles-in-Ordnung“-Melder ausgestattet, der, sofern keine Gefahrensituation auftritt, alle 2 Minuten einen durch mark und Bein dringendes Signal von sich gibt. Wer neu in die Wohnung kommt wird fast wahnsinnnig, aber nach ner Weile hört man ihn gar nicht mehr. Strom und Licht habe ich auch noch nicht in meinem Schlafzimmer, aber daran wird gearbeitet, bis dahin sitze ich eben im zukünftigen Wohnzimmer, da ist ja Platz. Überhaupt, wer bei den Prattlern (für Nicht-Pfälzer: in Pirmasens) großgeworden ist, für den ist eine Baustelle in Brooklyn doch mindestens so kuschlig wie ein kleines flauschiges Pelztierchen (a propos: Obama hat angekündigt, dass er sich für seine Kinder einen „mutt“ zulegen will, „so wie er selbst einer ist“).
Die Austattung meines Zimmers habe ich mir beim örtlichen Ikea zugelegt. Die sind natürlich größtenteils überall gleich, aber es gibt eben doch kleine Unterschiede zwischen Gütersloh und downtown Brooklyn. Die Hotdogs kosten hier grade mal 50cent!! Dafür hatten sie keine Chips, das verdirbt einem den Trip dahin doch gewaltig. Auch die musikalische Untermalung schien mir unterschiedlich zu sein. Hier kann man herrlich zu Nirvana ein Bett raussuchen, dann bei den Klängen von Blur sich eine Klobürste greifen und während Bloc Party sich mit einer älteren Latino-Dame um den letzten Bettbezug „Govrag“ prügeln.
Da ich noch nicht ins Bett (dem die Seitenteile fehlen; wer kauft denn bei Ikea bitte nur die Seitenteile eines Bettes? Oder bestellen die lustigen Schweden etwa ungleich viele Exemplare der Bauteile ihrer Betten?) wollte, bin ich ein bißchen durch das abendliche Williamsburg geschlendert, in der Hoffnung Hipster zu treffen die ganz anti-mainstream Sonntag abends weggehen. Aber anscheinend bin ich jetzt schon zu hip für diesen Stadtteil, denn außer mir waren doch nur wenige unterwegs. Wir Pioniere habens schwer.
Wenigstens kann ich mich über alle aufregen, die innerhalb der letzten 60 Stunden (sprich: nach mir) nach Williamsburg gezogen sind und die schöne Nachbarschaft gentrifizieren und ihr die Seele rauben. Wie man das als Williamsburger eben so macht.
Das aufregendste am Spaziergang war dann doch ein junger Mann auf der anderen Straßenseite, der mit einem länglichen Gegenstand auf seine alte Stereoanlage eingedroschen hat. Beim näheren hinsehen handelte es sich dabei aber nicht um eine Gitarre sondern um... seinen Staubsauger. Ich bin mir langsam ziemlich sicher, dass der Punk in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist...
Dienstag, 11. November 2008
Sonntag, 2. November 2008
Byebye Krishnas, willkommen Minderwertigkeitskomplex!
So, die letzten Tage waren doch ziemlich ereignisreich, daher hatte ich doch wenig Zeit meine treue Leserschaft auf dem Laufenden zu halten.
Das wichtigste zuerst: Ich bin mal wieder am Umziehen. Damit bin ich hier in New York schon so oft umgezogen wie in meinem ganzen irdischen dasein zuvor. Je mehr Wohnungen meiner Klassenkameraden (ein schöner Ausdruck, da fühlt man sich gleich jünger als bei diesem umständlichen "Kommilitonen) ich gesehen habe umso bewusster wurde mir, dass es tatsächlich richtige Wohnungen in NYC gibt und nicht nur Bretterverschläge in denen man kein Fleisch essen darf. Aber eben nicht in Manhattan.
"a lot of ethnic minorities here, not to fond o´whiteys and always a place for a good foight", so beschreibt Russel Crowe in Southpark Brooklyn. Und um ehrlich zu sein war das auch ungefähr mein Bild dieses Borroughs bevor ich nach New York kam. Aber jetzt wo ich ein paar mal da war, kann ich doch sagen, es ist hier eher wie in Krefeld. Zumindest wie ich, der in seinem Leben noch nie da war, mir Krefeld vorstelle. Reihenhäuser, Parks, saubere Straßen kleine Geschäfte, eine regelrechte Idylle.
Und die Mieten in Williamsburg und Park Slope sind doch deutlich bezahlbarer. Zumal ich jetzt auch 2 Mitbewohner habe. Da ist zuerst einmal Colin, 24, arbeitet in einer Werbeagentur, scheint ziemlich outgoing zu sein und hat anscheinend auch einen Schlag bei der Damenwelt.
Und auf der anderen Seite Franz (herrlich amerikanischer Name), 27 mit deutschen und schwedischen Vorfahren. Vielleicht erklärt das auch sein modelmäßiges gutes Aussehen. Dumm ist er (leider) auch nicht, immerhin hat er mit 23 seinen Master gemacht (u.a. in Harvard). Ist er dann wenigstens ein schlechter Mensch, der an der Wall Street das Geld der kleinen Anleger verzockt um dann nach Feierabend zugekokst in Szene-Bars rumzuhängen? Nein, stattdessen hat er die letzten zwei Jahre in Indien verbracht, wo er u.a. in einem kleinen Dorf den hungerleidenden Kindern geholfen hat. Er ist der Freund von der reizenden Mitbewohnerin meines Freundes Tommy, wodurch ich ihn kennen gelernt habe. Mein kümmerliches Ego macht mir grade klar, warum ich normalerweise nur mit misanthropen Versagern herumhänge... Naja, wenigsten bin ich größer als er.
Natürlich werde ich manches am East Village vermissen. Da wäre zum Beispiel mein Waschsalon. Geleitet von einem alten jüdischen Ehepaar, das vorwiegend schreiend miteinander kommuniziert. Der Mann besitzt außerdem magische Hände und versucht jede Störung einer der Maschinen mit einem Schlag auf eben diese zu lösen, was in meiner Anwesenheit auch immer geklappt hat. Einmal musste ich zu einem anderen Waschsalon gehen (professionell und unpersönlich), weil mein Stammsalon geschlossen hatte. Irgendein angeblicher jüdischer Feiertag, der für mich sehr ausgedacht klang. Aber dann haben mir meine jüdischen Freunde hier erklärt, dass sie tatsächlich Neujahr im Herbst feiern.
Aber sobald ich nostalgisch wurde hat mir das Schicksal klar gemacht, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Zum Beispiel mit einem Presslufthammer, der morgens um halb acht die 1st Avenue aufgerissen hat und mich aus dem Schlaf riss. Oder mit Ameisen, die irgendwie den Weg in meine Erdnussbutter gefunden haben. Oder noch mehr Ameisen, mit denen ich um die Verzehrrechte an meinen Keksen kämpfen musste. Oder Mitbewohnern, die manchmal noch nachts um halb 2 ihre Harehare-Gesänge anstimmten...
Ansonsten war dieses Wochenende Karneval, Fritz Walters Geburtstag, oder Halloween, je nachdem wie man das ganze interpretiert. Ich konnte mir hier einen Kindheits-Nerd-Traum erfüllen und habe mir ein Han Solo Kostüm zugelegt. Als ich auf der Straße dann auch noch einen Chewbacca traf, der ohne einen Han unterwegs waren, war das zweifelsfrei einer der rührendsten Momente der jüngeren Menschheitsgeschichte.
Zuerst war ich mit Freunden auf der Parade im Greenwich Village. Hat mich doch sehr an Kölle erinnert nur die Musik war besser und es gab keine Kamelle oder Strüssjer. Ach ja, und den Alkohol musste man natürlich heimlich konsumieren. Hunderttausende Menschen die zeitgliech heimlich trinken, die Polizei war machtlos.
Danach gings dann nach Bushwick auf eine dieser berühmten Parties, wo man den Treffpunkt erst am Tag davor per Email zugeschickt bekommt. War aber nur ein Bluff, denke ich, denn es waren trotzdem ca. 50.000 Leute da. Die Schlange am Eingang nahm kein Ende. Darauf nahm mich Franz am Arm und hatte eine glorreiche Idee. Wir gingen zum Hintereingang wo Franz den Securities klar machte, dass wir Franz und Adrian sind und als Performer (deutsches DJ-Team) natürlich kostenlos hereinkommen sollten. Und obwohl wir nicht auf der Liste standen hat das ganze doch ziemlich einfach geklappt. Drinnen angekommen beschlossen wir das ganze auf die Spitze zu treiben und steuerten zielgerichtet den VIP-Backstagebereich an. Dazu muss man sagen, dass es sich um eine ziemlich große Party gehandelt hat, wie man sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt, so mit Schaukeln über unseren Köpfen, Feuerspuckern, Tanzperformances, Menschen auf Stelzen, Midgetrodeo etc. Auch hier bewiesen sich die Sicherheitsmaßnahmen als, sagen wir mal, etwas unzulänglich. Mit der bloßen Wiederholung der Aussage, dass wir Perfomer seien, waren wir drin. War auch sehr nett da. Eine junge Dame kam mit den Worten "Oh my god, I feel so...naked!" auf mich zu. Gut, könnte daran gelegen haben, dass sie außer goldenen Hotpants und ein wenig goldener Farbe am Körper tatsächlich nichts anhatte. Aber wie ihr mich kennt war ich natürlich eher an der open bar interessiert. Alles in allem eine legendäre Nacht die beweist, dass Frechheit eben doch manchmal siegt. Und nein, es gab keinerlei sexuelle Ausschweifungen bevor hier gefragt wird. Zumindest keine mit meiner Beteiligung.
Das wichtigste zuerst: Ich bin mal wieder am Umziehen. Damit bin ich hier in New York schon so oft umgezogen wie in meinem ganzen irdischen dasein zuvor. Je mehr Wohnungen meiner Klassenkameraden (ein schöner Ausdruck, da fühlt man sich gleich jünger als bei diesem umständlichen "Kommilitonen) ich gesehen habe umso bewusster wurde mir, dass es tatsächlich richtige Wohnungen in NYC gibt und nicht nur Bretterverschläge in denen man kein Fleisch essen darf. Aber eben nicht in Manhattan.
"a lot of ethnic minorities here, not to fond o´whiteys and always a place for a good foight", so beschreibt Russel Crowe in Southpark Brooklyn. Und um ehrlich zu sein war das auch ungefähr mein Bild dieses Borroughs bevor ich nach New York kam. Aber jetzt wo ich ein paar mal da war, kann ich doch sagen, es ist hier eher wie in Krefeld. Zumindest wie ich, der in seinem Leben noch nie da war, mir Krefeld vorstelle. Reihenhäuser, Parks, saubere Straßen kleine Geschäfte, eine regelrechte Idylle.
Und die Mieten in Williamsburg und Park Slope sind doch deutlich bezahlbarer. Zumal ich jetzt auch 2 Mitbewohner habe. Da ist zuerst einmal Colin, 24, arbeitet in einer Werbeagentur, scheint ziemlich outgoing zu sein und hat anscheinend auch einen Schlag bei der Damenwelt.
Und auf der anderen Seite Franz (herrlich amerikanischer Name), 27 mit deutschen und schwedischen Vorfahren. Vielleicht erklärt das auch sein modelmäßiges gutes Aussehen. Dumm ist er (leider) auch nicht, immerhin hat er mit 23 seinen Master gemacht (u.a. in Harvard). Ist er dann wenigstens ein schlechter Mensch, der an der Wall Street das Geld der kleinen Anleger verzockt um dann nach Feierabend zugekokst in Szene-Bars rumzuhängen? Nein, stattdessen hat er die letzten zwei Jahre in Indien verbracht, wo er u.a. in einem kleinen Dorf den hungerleidenden Kindern geholfen hat. Er ist der Freund von der reizenden Mitbewohnerin meines Freundes Tommy, wodurch ich ihn kennen gelernt habe. Mein kümmerliches Ego macht mir grade klar, warum ich normalerweise nur mit misanthropen Versagern herumhänge... Naja, wenigsten bin ich größer als er.
Natürlich werde ich manches am East Village vermissen. Da wäre zum Beispiel mein Waschsalon. Geleitet von einem alten jüdischen Ehepaar, das vorwiegend schreiend miteinander kommuniziert. Der Mann besitzt außerdem magische Hände und versucht jede Störung einer der Maschinen mit einem Schlag auf eben diese zu lösen, was in meiner Anwesenheit auch immer geklappt hat. Einmal musste ich zu einem anderen Waschsalon gehen (professionell und unpersönlich), weil mein Stammsalon geschlossen hatte. Irgendein angeblicher jüdischer Feiertag, der für mich sehr ausgedacht klang. Aber dann haben mir meine jüdischen Freunde hier erklärt, dass sie tatsächlich Neujahr im Herbst feiern.
Aber sobald ich nostalgisch wurde hat mir das Schicksal klar gemacht, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Zum Beispiel mit einem Presslufthammer, der morgens um halb acht die 1st Avenue aufgerissen hat und mich aus dem Schlaf riss. Oder mit Ameisen, die irgendwie den Weg in meine Erdnussbutter gefunden haben. Oder noch mehr Ameisen, mit denen ich um die Verzehrrechte an meinen Keksen kämpfen musste. Oder Mitbewohnern, die manchmal noch nachts um halb 2 ihre Harehare-Gesänge anstimmten...
Ansonsten war dieses Wochenende Karneval, Fritz Walters Geburtstag, oder Halloween, je nachdem wie man das ganze interpretiert. Ich konnte mir hier einen Kindheits-Nerd-Traum erfüllen und habe mir ein Han Solo Kostüm zugelegt. Als ich auf der Straße dann auch noch einen Chewbacca traf, der ohne einen Han unterwegs waren, war das zweifelsfrei einer der rührendsten Momente der jüngeren Menschheitsgeschichte.
Zuerst war ich mit Freunden auf der Parade im Greenwich Village. Hat mich doch sehr an Kölle erinnert nur die Musik war besser und es gab keine Kamelle oder Strüssjer. Ach ja, und den Alkohol musste man natürlich heimlich konsumieren. Hunderttausende Menschen die zeitgliech heimlich trinken, die Polizei war machtlos.
Danach gings dann nach Bushwick auf eine dieser berühmten Parties, wo man den Treffpunkt erst am Tag davor per Email zugeschickt bekommt. War aber nur ein Bluff, denke ich, denn es waren trotzdem ca. 50.000 Leute da. Die Schlange am Eingang nahm kein Ende. Darauf nahm mich Franz am Arm und hatte eine glorreiche Idee. Wir gingen zum Hintereingang wo Franz den Securities klar machte, dass wir Franz und Adrian sind und als Performer (deutsches DJ-Team) natürlich kostenlos hereinkommen sollten. Und obwohl wir nicht auf der Liste standen hat das ganze doch ziemlich einfach geklappt. Drinnen angekommen beschlossen wir das ganze auf die Spitze zu treiben und steuerten zielgerichtet den VIP-Backstagebereich an. Dazu muss man sagen, dass es sich um eine ziemlich große Party gehandelt hat, wie man sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt, so mit Schaukeln über unseren Köpfen, Feuerspuckern, Tanzperformances, Menschen auf Stelzen, Midgetrodeo etc. Auch hier bewiesen sich die Sicherheitsmaßnahmen als, sagen wir mal, etwas unzulänglich. Mit der bloßen Wiederholung der Aussage, dass wir Perfomer seien, waren wir drin. War auch sehr nett da. Eine junge Dame kam mit den Worten "Oh my god, I feel so...naked!" auf mich zu. Gut, könnte daran gelegen haben, dass sie außer goldenen Hotpants und ein wenig goldener Farbe am Körper tatsächlich nichts anhatte. Aber wie ihr mich kennt war ich natürlich eher an der open bar interessiert. Alles in allem eine legendäre Nacht die beweist, dass Frechheit eben doch manchmal siegt. Und nein, es gab keinerlei sexuelle Ausschweifungen bevor hier gefragt wird. Zumindest keine mit meiner Beteiligung.
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