Dienstag, 19. August 2008

Starbucks


Ja, genau da sitze ich. Um genau zu sein, in dem am Astor Place. Bei über 1100 Starbucks allein in Manhatten muss man etwas konkreter sein. Hableider kein W-lan in meiner Wohnung... Neben mir sitzt gerade eine Frau die etwas trinkt, das aussieht wie Entengrütze, aber wenn ich sie richtig belauscht habe war das ein grüner Tee-Frappucino mit Sojamilch. Für mich dann lieber die Entengrütze.

So, es folgt der wohl längste Beitrag hier. Aber die ersten Tage sind ja auch eindeutig die aufregendsten. Es hat etwas gedauert, weil ich erstmal einen neuen Adapter für mein Laptopkabel gebraucht habe. Ein einziges Chaos, aber ich kriegs langsam in den Griff.

Also, nachdem ich mich tränenreich von meiner Familie verabschiedet habe, stieg ich in das zweimotorige Propellerflugzeug, das ungefähr so vertrauenserweckend aussah, wie ein von mir gebastelter Papierflieger, und mich nach Düsseldorf bringen sollte. Kein Wunder, dass Air Berlin wirtschaftlich schon mal besser da stand, ich war schon in Taxis in dem mehr Leute saßen als in diesem Flugzeug.

In Düsseldorf betrat ich dann mit dem Mantra, dass alle Fernreisenden vor sich hinmurmeln das „richtige“ Flugzeug: „Bitte nicht neben einem Kind, bitte nicht neben einem Kind, bitte nicht neben einem Kind...“. Aber da Gott mich ja besonders lieb hat prüfte er mich mit einem Kind zu meiner Linken. Und einem zu meiner rechten. Und einem ca. 2 Jahre alten Zwillingspärchen direkt vor mir. Nur hinter mir saß keins, weshalb ich ein schlechtes Gewissen hatte meinen Sitz zurückzulehnen...

Nachdem ich dies mit meiner mir eigenen stoischen Ausgeglichenheit überstanden hatte, war die erste Aufgabe in New York vom JFK zur Gallerie meines Vermieters/Mitbewohners Jesse zu kommen. Ich habe mich gegen ein 45$ Taxi und für einen 21$ Airport Shuttle Bus entschieden. Vom Unterhaltungsfaktor her klar die richtige Entscheidung. Ich habe selten so eine kreative Aneinanderreihung von 4-letter words gehört... Anscheinend haben diese die volle Aufmerksamkeit des Fahrers gekostet, weshalb er beinah einen schweren Unfall gebaut hätte. Mein Leben zog vor meinen Augen vorüber, aber leider hab ich mir die Augen zugehalten, wie mutige Männer das so machen um nicht den würdelosen Anblick von kreischenden Menschen als letzten Anblick auf der Welt zu haben.

Natürlich wurde ich als letzter von 9 Passagieren rausgelassen. Um ca. halb neun abends bin ich dann in der „Galleria J. Antonio“ gelandet. Dort wurde ich von meinem Landlord/roomie freudig in Empfang genommen. Und ja, er ist schon ziemlich klischee-schwul. Aber sein Freund und Kollege Jesus ist noch ein wenig tuntiger. Aber beide sind sehr freundlich. Nun aber eine kleine Enttäuschung für viele meiner treuen Fans: Es handelt sich bei dieser Gallerie nicht um eine Kunstgallerie. Aber für meine weiblichen Fans kommt ein noch besserer Ersatz. Jesse, Jesus und ihr (noch tuntigerer) Angestellter Ramon produzieren in ihrer Gallerie Schmuck, ganz teure Einzelstücke. Immerhin wurde ich gleich auf ein Gläschen Rotwein eingeladen, immerhin ein Cabernet Sauvignon. Leider eiskalt, aber nach nur kurzem „Warmdrücken“ trinkbar.

Jetzt wohne ich im East village, oder wie die Einheimischen es gerne nennen, das Sülz New Yorks. Auf dem Foto oben seht ihr übrigens mein Zimmer (fast komplett, in all seinen 8qm). Um genau zu sein wohne ich ganz nah beim Tompkins Square Park, der laut Jesse vor Rudy ein ganz gefährliches Pflaster war. Jetzt ist er aber laut ihm ganz toll und sicher. Vielleicht liegt es an meiner bornierten deutschen Wahrnehmung, aber es kommen immer noch auf jeden zweiten Besucher ein Obdachloser. Das Highlight des Parks ist aber der Hundespielplatz. Es gibt wenig unterhaltsameres als einer Horde Hunden beim Spielen (jaja, gelegentlich auch bei unbeholfenen Sex-Versuchen) zuzusehen. Zumindest bis endlich ein Forscher meinen Plan für kleine Hauselefanten in die Tat umsetzt.

Das Wetter hier ist fast schon zu gut. Strahlender Sonnenschein und 30 Grad, sogar Celsius. Hab mir auch gleich beim durch die Stadt flanieren einen heftigen Sonnenbrand zugezogen. Ich hatte mal Sonnencreme, aber die ist irgendwie seit meinem Abschied weg... Das Wetter wird die ganze Woche so bleiben, zumindest wenn ich der Wettervorhersage glauben schenken darf. Die macht hier übrigens 75% der Fernsehnachrichten aus. Die restlichen 25% bestehen aus Interviews mit Michael Phelps. Und das 10 Wochen bevor die Leute hier den nächsten mächtigsten Mann der Welt wählen...

Ich muss noch irgendwo einen günstigen grocery store finden. 21$ für 1,5 l Milch, ein wenig Müsli und 3,5 l alkoholfreie Getränke können einfach kein Dauerzustand sein.

Tagsüber laufe ich durchs Village und versuche mich zu orientieren. Klappt schon annähernd. Habe aber leider feststellen müssen, dass ich definitiv nicht cool und hip genug für diese Stadt. Ohne Brille traue ich mich fast gar nicht mehr raus. Da hab ich wenigstens ein Accessoire. Wenn ich schon nicht gepierced oder tätowiert bin wie fast alle hier. Das Comeback des Oberlippenbartes greift leider auch hier ungebrochen um sich. Generell ist der trendy New Yorker so angezogen, wie ich mich nicht mal auf eine bad taste-Party trauen würde. Das soll jetzt nicht gemein klingen, aber für Anke laufen hier jede Menge Traummänner rum.

Letzten abend bin ich in eine Kneipe gegangen, wollte bloß in netter Gesellschaft die olympischen Spiele sehen. Bin dann in einer Kneipe gelandet, in der sogar Iggy Pop sich mal betrunken hat. Jedenfalls endete dann alles in einer deutsch-englisch-polnisch-kanadisch-schwedischen Trink-Extravaganza. Immerhin konnte ich mein gutes Training der Tage vor meinem Abschied ausnutzen und mich schadlos halten. Nicht so wie die später dazu stoßenden Amerikanerinnen, die den 18. (!!!) Geburstag ihrer Freundin begossen. Laut ihrer Aussage bekommt man in New York einen gefälschten Ausweis ab 60$. Muss ich mir merken, man weiß ja nie.

Natürlich vermisse ich euch alle, auch wenn ich hier ja viel zu tun habe. Ich hoffe, dass ich bald regelmäßig Internet habe und euch alle auf dem Laufenden zu halten.

Ach ja, diese unzivilisierten Amis nennen den weltberühmten „Wunderbaum“ einfach nur „car refresher“. Wo bleibt die Poesie?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Adrian.
Es tut mir sosoSO leid. Schreib mir bitte mal deine Adresse irgendwo auf, ich muss dir eine Postkarte schreiben.
Dass du mich in Zusammenhang mit Oberlippenbärten aber trotzdem noch erwähnst, macht mich hoffen, dass du mich nicht gar komplett verstoßen wirst.