Dienstag, 26. August 2008
I went to the Charlie Parker Festival and all I got...
was peed on. Aber zu meiner ersten Erfahrung mit Pinkelspielen später mehr.
Es war ein herrlicher Sonntag. Die Sonne schien (wie immer) und ich war unterwegs im Tompkins Square Park. Ich legte mich auf mein Handtuch und hielt ein kurzes Nickerchen auf der (ausnahmsweise mal pennerfreien) Wiese. Als ich wieder aufwachte waren um mich herum plötzlich ganze Heerscharen von Menschen und es lief Jazz-Musik. Nachdem ich kurz dachte ich sei durch die Zeit gereist oder hätte doch zumindest sehr lange geschlafen, fiel mir das Transparent an der nur wenige Meter (aber bestimmt ganz viele feet und inches) entfernte Bühne auf. Dort spielten dann den ganzen nachmittag renommierte Stars der Jazz-Szene, die ich zwar allesamt nicht kannte, für die man aber in Europa bestimmt ein Vermögen bezahlen müsste um sie zu sehen.
Ich lag also im Park in der Sonne und hörte Jazz. Noch ein wenig Wein und Käse und es wäre das Bohèmeleben, welches ich mir immer gewünscht habe. nach einem kurzen weiteren Nickerchen (ist für mich die größte Auszeichnung für Jazz und Bluesmusik) war das Festival schon zu Ende.
Auf dem Rückweg bin ich wieder an meiner Lieblingsstelle im Park vorbeigekommen, dem dog run. Für Hundefreunde wie mich einfach ein Schauspiel. Es ist zu vergleichen mit einem Kinderspielplatz, komplett mit allem was dazu gehört. Ruhig spielende Kinder, wilde Kinder, Psychokinder (da war ein Mops, der einfach alles bespringen wollte, was nicht bei 3 auf dem Baum war; hatte auch so ein richtig perverses Grinsen) und überbeschützende Eltern, die aufpassen, dass ihre kleinen nicht mit den Schmuddelhunden spielen. Es gibt Bälle, denen die Kleinen nachjagen können, viel Sand zum Buddeln und sogar Planschbecken.
Während ich also diesem Schauspiel vom Zaun aus (Betreten ohen Hund verboten) zusah, merkte ich plötzlich ein merkwürdiges Geräusch von unten. Es war ein dünner Urinstrahl, der sich aufgrund der perforativen Struktur eines Zaunes (ein Nachteil, den die Mauersympathisanten in der ewig währenden Diskussion nicht müde werden zu betonen)auf meine Hose traf. Ein Dackel, die hier übrigens nur ein Drittel so groß sind wie in Deutschland), beschloss sich am Zaun direkt vor mir zu erleichtern.
Wo sind die überbeschützenden Hundemamis, wenn man sie mal braucht...
Samstag, 23. August 2008
Mehr Schilder für Deutschland!
Hab in einigen Geschäften gestöbert, einen tollen Orangensaft entdeckt, aber leider immer noch kein bezahlbares Bier gefunden, das mir schmeckt.
Ich bin aber immer noch kein richtiger New Yorker geworden. Denn obwohl ich langsam anfange auf englisch zu denken (echt wahr!), sind Obdachlose immer noch nicht unsichtbar für mich. Im Vergleich zum deutschen Durchschnittsobdachlosen (DDO) sind die New Yorker Obdachlosen auch viel kreativer. Sie halten den klassischen Brauch des Pappschildes hoch, der in Deutschland ja leider vom Aussterben bedroht ist.
Hier meine 3 Favoriten:
3. Please! I need money for extensive marijuana research.
2. I´m ugly, stupid and broke. Anything helps.
1. I´m like Obama. I want change.
Mittwoch, 20. August 2008
Sie sind doch alle gleich...
Danach hab ich meine student-ID endlich mal anfertigen lassen. Es spricht Bände für meine sprichwörtliche Photogenität, dass die Frau am Photoschalter gleich 3 Photos von mir gemacht hat, obwohl die Schlange hinter mir immer länger wurde. Gebracht hats nix, auf meiner ID sehe ich aus, als ob ich gerade betrunken aus dem Bett gefallen bin. Dabei war das heute mal gar nicht so.
Ansonsten bin ich frisch verliebt. Schon der Gedanke an sie lässt mich träumen. Jerkys. Es war ja absehbar, dass ich sie mögen würde. Ich weiß jetzt schon, dass sie mir in Deutschland fehlen werden. Mmmmh... Fleisch. Aus der Tüte! Was ist denn da schon Europa mit seiner popligen Renaissance dagegen?
Dienstag, 19. August 2008
Der alte Mann klaut mein Essen!
Gute Nachrichten: Ich habe herausgefunden, wie ich in meiner Wohnung per Kabel online gehen kann. So lange meine Mitbewohner nicht da sind kann ich also ungestört online gehen. Und die meiste Zeit sind sie nicht da, immerhin ist ihre Gallerie fast den ganzen Tag über offen.
Nächste gute Nachricht: Ich habe einen billigen Supermarkt gefunden. Musste nur ein paar Blocks weiter ins Latino-Viertel. Auf dem Foto (zeigt den Blick aus meinem Fenster) einfach gerade aus. Im Latino-Supermarkt (in dem Latino-Food verkauft und Latino-Musik gespielt wurde) konnte ich dann auch endlich meinen Traum erfüllen und Jerkys kaufen. Mein Erfahrungsbericht dazu folgt demnächst.
An der Kasse angekommen war ich doch etwas verwundert, dass ein alter Mann all mein eingekauftes Essen einpackte. Aber dann ist mir die lebensnotwendige Institution des Einpackers wieder eingefallen und ich konnte meinen Würgegriff um seinen Hals lockern und aufhören ihn zu schütteln.
Nächste Mission: Nagelknipser kaufen. Ja, New York ist ein aufregendes Abenteuer.
Starbucks
Ja, genau da sitze ich. Um genau zu sein, in dem am Astor Place. Bei über 1100 Starbucks allein in Manhatten muss man etwas konkreter sein. Hableider kein W-lan in meiner Wohnung... Neben mir sitzt gerade eine Frau die etwas trinkt, das aussieht wie Entengrütze, aber wenn ich sie richtig belauscht habe war das ein grüner Tee-Frappucino mit Sojamilch. Für mich dann lieber die Entengrütze.
So, es folgt der wohl längste Beitrag hier. Aber die ersten Tage sind ja auch eindeutig die aufregendsten. Es hat etwas gedauert, weil ich erstmal einen neuen Adapter für mein Laptopkabel gebraucht habe. Ein einziges Chaos, aber ich kriegs langsam in den Griff.
Also, nachdem ich mich tränenreich von meiner Familie verabschiedet habe, stieg ich in das zweimotorige Propellerflugzeug, das ungefähr so vertrauenserweckend aussah, wie ein von mir gebastelter Papierflieger, und mich nach Düsseldorf bringen sollte. Kein Wunder, dass Air Berlin wirtschaftlich schon mal besser da stand, ich war schon in Taxis in dem mehr Leute saßen als in diesem Flugzeug.
In Düsseldorf betrat ich dann mit dem Mantra, dass alle Fernreisenden vor sich hinmurmeln das „richtige“ Flugzeug: „Bitte nicht neben einem Kind, bitte nicht neben einem Kind, bitte nicht neben einem Kind...“. Aber da Gott mich ja besonders lieb hat prüfte er mich mit einem Kind zu meiner Linken. Und einem zu meiner rechten. Und einem ca. 2 Jahre alten Zwillingspärchen direkt vor mir. Nur hinter mir saß keins, weshalb ich ein schlechtes Gewissen hatte meinen Sitz zurückzulehnen...
Nachdem ich dies mit meiner mir eigenen stoischen Ausgeglichenheit überstanden hatte, war die erste Aufgabe in New York vom JFK zur Gallerie meines Vermieters/Mitbewohners Jesse zu kommen. Ich habe mich gegen ein 45$ Taxi und für einen 21$ Airport Shuttle Bus entschieden. Vom Unterhaltungsfaktor her klar die richtige Entscheidung. Ich habe selten so eine kreative Aneinanderreihung von 4-letter words gehört... Anscheinend haben diese die volle Aufmerksamkeit des Fahrers gekostet, weshalb er beinah einen schweren Unfall gebaut hätte. Mein Leben zog vor meinen Augen vorüber, aber leider hab ich mir die Augen zugehalten, wie mutige Männer das so machen um nicht den würdelosen Anblick von kreischenden Menschen als letzten Anblick auf der Welt zu haben.
Natürlich wurde ich als letzter von 9 Passagieren rausgelassen. Um ca. halb neun abends bin ich dann in der „Galleria J. Antonio“ gelandet. Dort wurde ich von meinem Landlord/roomie freudig in Empfang genommen. Und ja, er ist schon ziemlich klischee-schwul. Aber sein Freund und Kollege Jesus ist noch ein wenig tuntiger. Aber beide sind sehr freundlich. Nun aber eine kleine Enttäuschung für viele meiner treuen Fans: Es handelt sich bei dieser Gallerie nicht um eine Kunstgallerie. Aber für meine weiblichen Fans kommt ein noch besserer Ersatz. Jesse, Jesus und ihr (noch tuntigerer) Angestellter Ramon produzieren in ihrer Gallerie Schmuck, ganz teure Einzelstücke. Immerhin wurde ich gleich auf ein Gläschen Rotwein eingeladen, immerhin ein Cabernet Sauvignon. Leider eiskalt, aber nach nur kurzem „Warmdrücken“ trinkbar.
Jetzt wohne ich im East village, oder wie die Einheimischen es gerne nennen, das Sülz New Yorks. Auf dem Foto oben seht ihr übrigens mein Zimmer (fast komplett, in all seinen 8qm). Um genau zu sein wohne ich ganz nah beim Tompkins Square Park, der laut Jesse vor Rudy ein ganz gefährliches Pflaster war. Jetzt ist er aber laut ihm ganz toll und sicher. Vielleicht liegt es an meiner bornierten deutschen Wahrnehmung, aber es kommen immer noch auf jeden zweiten Besucher ein Obdachloser. Das Highlight des Parks ist aber der Hundespielplatz. Es gibt wenig unterhaltsameres als einer Horde Hunden beim Spielen (jaja, gelegentlich auch bei unbeholfenen Sex-Versuchen) zuzusehen. Zumindest bis endlich ein Forscher meinen Plan für kleine Hauselefanten in die Tat umsetzt.
Das Wetter hier ist fast schon zu gut. Strahlender Sonnenschein und 30 Grad, sogar Celsius. Hab mir auch gleich beim durch die Stadt flanieren einen heftigen Sonnenbrand zugezogen. Ich hatte mal Sonnencreme, aber die ist irgendwie seit meinem Abschied weg... Das Wetter wird die ganze Woche so bleiben, zumindest wenn ich der Wettervorhersage glauben schenken darf. Die macht hier übrigens 75% der Fernsehnachrichten aus. Die restlichen 25% bestehen aus Interviews mit Michael Phelps. Und das 10 Wochen bevor die Leute hier den nächsten mächtigsten Mann der Welt wählen...
Ich muss noch irgendwo einen günstigen grocery store finden. 21$ für 1,5 l Milch, ein wenig Müsli und 3,5 l alkoholfreie Getränke können einfach kein Dauerzustand sein.
Tagsüber laufe ich durchs Village und versuche mich zu orientieren. Klappt schon annähernd. Habe aber leider feststellen müssen, dass ich definitiv nicht cool und hip genug für diese Stadt. Ohne Brille traue ich mich fast gar nicht mehr raus. Da hab ich wenigstens ein Accessoire. Wenn ich schon nicht gepierced oder tätowiert bin wie fast alle hier. Das Comeback des Oberlippenbartes greift leider auch hier ungebrochen um sich. Generell ist der trendy New Yorker so angezogen, wie ich mich nicht mal auf eine bad taste-Party trauen würde. Das soll jetzt nicht gemein klingen, aber für Anke laufen hier jede Menge Traummänner rum.
Letzten abend bin ich in eine Kneipe gegangen, wollte bloß in netter Gesellschaft die olympischen Spiele sehen. Bin dann in einer Kneipe gelandet, in der sogar Iggy Pop sich mal betrunken hat. Jedenfalls endete dann alles in einer deutsch-englisch-polnisch-kanadisch-schwedischen Trink-Extravaganza. Immerhin konnte ich mein gutes Training der Tage vor meinem Abschied ausnutzen und mich schadlos halten. Nicht so wie die später dazu stoßenden Amerikanerinnen, die den 18. (!!!) Geburstag ihrer Freundin begossen. Laut ihrer Aussage bekommt man in New York einen gefälschten Ausweis ab 60$. Muss ich mir merken, man weiß ja nie.
Natürlich vermisse ich euch alle, auch wenn ich hier ja viel zu tun habe. Ich hoffe, dass ich bald regelmäßig Internet habe und euch alle auf dem Laufenden zu halten.
Ach ja, diese unzivilisierten Amis nennen den weltberühmten „Wunderbaum“ einfach nur „car refresher“. Wo bleibt die Poesie?