Samstag, 13. Juni 2009

Of models and men

Noch eine Drehwoche und die Stimmung schlägt immer mehr in allgemeinen Zynismus über. Finde ich persönlich super. Auch die Tatsache, dass der versteckte Alkoholkonsum rund ums Set zunimmt.

Wie bereits erwähnt sind nur die Komparsen richtige Schauspieler, die Hauptrollen sind alle Models. Oder, wie Jean-Baptiste (französischer Kameraassistent) unseren Film treffend zusammenfasste: "This film will look so good, but at the same time will be so retarded". Den charmanten franz. Akzent muss man sich an dieser Stelle natürlich dazudenken. Damit hat er aber nicht nur die Darsteller gemeint, sondern auch die Bilder, die sich (zumindest teilweise) im vollen Ernst nicht vor Hollywood verstecken müssen.

Unsere Hauptdarstellerin Daria ist Russin und 18 Jahre alt. Sie selbst behauptet, sie sei 19, aber ich glaube dem Wikipediaartikel über sie mehr, als ihr selbst. Immerhin ist es gang und gäbe in der Entertainmentindustrie übers eigene Alter zu lügen. Gut, normalerweise in die andere Richtung, aber bei diesem Dreh ist ja sowieso alles möglich. Schauspielern kann sie leider nicht. Aber immerhin ganz gut backen. Sie hat letztens selbstgebackene Strudeltaschen ans Set gebracht und damit die Stimmung für immerhin 10 Minuten aufgeheitert.
Hab mich gestern auch mal etwas länger mit ihr unterhalten, dabei vor allem gemerkt wie alt ich bin und festgestellt, dass sie eigentlich schon eine Nette ist. Wer hätte vermutet, dass diese gelangweilt und zugedröhnt den Laufsteg runterwandelnden Wesen doch tatsächlich Seelen haben?
Meine persönliche Favoritin ist aber die Brasilianerin Gabrielle. Diese ist objektiv betrachtet wunderschön, besitzt aber ungefähr soviel Charme wie ein Liter Milch und ist daher unattraktiv. Bin von mir und meiner nicht-Oberflächlichkeit selbst überrascht. Schauspielerisch scheint sie sich an bekannten Pornogrößen zu orientieren, bis auf die Nacktheit natürlich. Immerhin hat sie letztens ein nicht vergehen wollendes Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. In bester Frank Drebin (Nackte Kanone)-Manier hat sie nämlich vergessen ihr Mikrofon auszuschalten bevor sie aufs Klo gegangen ist. Geistig im Alter von 12 stehengeblieben zu sein macht Spaß.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Drehfrei

Im Westen nichts neues: Der Dreh ist immer noch eine ziemliche Katastrophe. Hatten 2 Nachtdrehs in Folge, d.h. Arbeitsbeginn um 18.30 und dann bis morgens um 7:30 drehen. Dabei wird natürlich keine Pause gemacht. Es heißt zwar, dass man eine Filmcrew am besten mindestens alle 6 Stunden füttern soll, andererseits hätte man dafür ja erstmal eine neue Mahlzeit erfinden müssen um diese auf den Drehplan zu setzen. Wie nennt man die Mahlzeit zwischen Abendessen und Frühstück?
Die Crew ist ein wirklich sympathischer Haufen, zusammengeschweißt durch den Hass auf den Regiesseur, der inzwischen den netten Spitznamen "Das Arschloch" inne hat. Eigentlich ist es schon fast eine Beleidigung diesen Mann Regiesseur zu nennen. Immerhin belaufen sich seine Regieanweisungen zu 80% auf so glorreiche Angaben wie "more natural" oder "less stiff". Die restlichen 20% spricht er den "Schauspielern" ihre Sätze vor, damit sie ihm genau nachplappern dürfen. Ich freue mich schon auf die Aufnahmen für den Rifftrack, für den ich schon fleißig Ideen sammle.
Zurück zur Crew, denn die ist sowieso viel mehr der Rede wert und der einzige Grund, warum ich nicht vertragsbrüchig geworden bin. Mit dem Script supervisor Alex (estnischer-Amerikaner) sammle ich in freien Minuten Songs die auf einer Beerdigung so richtig unpassend wären (mein Favorit bis dato "Fat bottom Girls", Queen ist eigentlich immer unpassend), während ich mit dem Beleuchter Gabriel (Puerto Rico) am Skript für den besten und gleichzeitig handlungslfreiesten Actionfilm aller Zeiten arbeite.
das Catering hat sich tendenziell auch verbessert. Nur sind die Portionen deutlich zu klein. Das dürfte der 1. Dreh werden bei dem ich abnehme, normalerweise würde ich so ca. das dreifache von dem essen, was wir so bekommen. Einen unerfreulichen Zwischenfall gab es allerdings doch, erneut auf den Regiesseur und Geldgeber zurückzuführen. Da wir anscheinend unser Equipment in der billigsten Absteige gemietet haben (einer der Generatoren sah aus wie selbst zusammengelötet und fiel nach 30 Minuten aus), gab es für die Benzinkanister keine Deckel. Und dann beschwert sich ausgerechnet der Regiesseur, dass das Essen, welches wir ja im Truck mittransportieren, so merkwürdig nach Benzin schmeckt.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Therapeutisches Bloggen

Ist es ein schlechtes Zeichen wenn man sich schon während des 2. Drehtages Gedanken darüber macht, wie man sich in MST3K-Manier (für nicht MiSTies: Mystery Science Theater 3000) über den fertigen Film lustig machen wird?

Es ging ja schon am Freitag los. Da wird man um 12.30 wohin bestellt um dann bis um 14 Uhr auf die Produzenten warten zu müssen. Warten ist in New York zwar an der Tagesordnung, macht aber normalerweise auch Spaß. Man kann in eins der über 1100 Starbucks gehen, Menschen beobachten oder den Flair genießen. Dies ging aber alles nicht so gut, da ich die 90 Minuten im hinterletzten Industriegebiet der hinterletzen Ecke von Queens verbracht habe, wo das nichts nichtet.

Am Montag ging der Dreh los. Meine bereits vorher gemachten Sorgen haben sich mehr als bestätigt. Das Buch ist immer noch schmalzig. Der gesamte Cast hat zusammen ca. 1 1/2 imdb Einträge. Gut, liegt auch daran, dass der Drehbuchautor und Regiesseur auch beschlossen hat die Hauptrolle zu spielen, da er angeblich mit keinem der Kandidaten zufroeden war. Ich vermute er hat früher in seiner peruanischen Heimat unter dem Namen Jorge Carpentero Selbstfilme gedreht, zumindest ist seine schauspielerische leistung vergleichbar mit der, des lieben Jörg. Zum Elend trägt auch bei, dass er seine Freundin, ein russisches 18 jähriges Topmodel (wo endet eigentlich "Model" und wo beginnt "Topmodel"?), für die weibliche Hauptrolle gecastet hat. Die kann er immerhin mit seiner Leistung an die Wand spielen.
In New York wohnen geschätzt ca. 500.000 arbeitslose Schauspieler. in jedem der über 1100 Starbucks findet man schonmal mindestens 3. Viele davon würden sogar dafür bezahlen in einem Langfilm mitzuspielen. Stattdessen entscheidet man sich für die Teenagervariante und castet Laien... ich werde es nie verstehen.

Die Crew wiederum gleicht dem biblischen Babylon. Da haben wir Amerikaner, Franzosen, Venzuelaner, Mexikaner, Spanier, Türken, Thailänder, (einen) Deutschen, Brasilianer, Peruaner... Dieses Sprachwirrwar hat unter anderem schon dazu geführt, dass ich Kaffeefilter statt Druckerpapier gekauft habe.
Die Crew ist aber noch das beste an der ganzen Produktion. Größtenteils sehr nette Menschen. Nur schade, dass die beiden Regiesassistenten einen wichtigen Part ihres Jobs vernachlässigen: Nämlich, dem Regiesseur Feuer unterm Arsch zu machen. Ich habe bereits die Produzenten gefragt ob ich diesne Job machen dürfte. Mal sehen ob ich mich noch länger beherrschen kann. Immerhin waren wir am am ersten Drehtag 5 Stunden verspätet und mussten die Tagesszenen im Washington Square Park im dunkeln drehen, was sie praktisch unbrauchbar macht. Naja, war ja der erste Tag, da kann das ja passieren. 15 Stunden Arbeitstag. zwar nicht schön, aber eben auch nicht notwendig, wenn es einen gescheiten AD (assistant director) oder eine Aufnahmeleitung gäbe.

Gestern also der 2. Tag. Call time: 7 uhr morgens. Viel Arbeit und hölzerne Schauspielleistungen später,ca. 9 Uhr abends, waren wir diesmal wieder 5 Stunden zu spät. Daher gabs auch keine Pause zwischen den Drehblöcken und wir drehten gleich weiter bis um 2.30 Uhr morgens. Es geht doch nicht über einen 20 Studen Arbeitstag, bzw. eine komplette Arbeitswoche in 2 Tagen.
Das Wegfallen der Pausen war in soweit zu verschmerzen, dass wir hier ein Catering aufgetischt bekommen, dass einfach unsäglich schlecht ist. Obwohl es angeblich von einer professionellen Köchin kommt. Vielelicht liegts aber auch dran, dass es vorgekocht, dann einen Tag lang ungekühlt im Truck liegt und dann per Mikrowelle aufgewärmt wird. Am ersten Tag gabs z.B. ein Corn bread, das nur nach ranzigem Hüttenkäse geschmeckt hat. Beim Umhergehen in der Crew zeigte sich der tolle Anblick, dass jeder genau einmal davon abgebissen hatte.

Jetzt gehts gleich zum Dritten Tag. Diesmal vermutlich wieder nur 14-15 Stunden. Wenn ich wieder Zeit hab, wird wieder gebloggt. Bis dahin schwelge ich in Erinnerung an aufmdeich-Drehs und freue mich schon auf den nächsten. Auch wenn ich dann beim Dreh mal nicht mehr abnehmen sollte.